ISO 27001 vs. DIN SPEC 27076

Welcher Informationssicherheitsstandard eignet sich für Ihr KMU? Informationssicherheit stellt besonders kleine und mittlere Unternehmen vor große Herausforderungen. Die Wahl des passenden Standards kann über Erfolg oder Misserfolg bei der Umsetzung entscheiden.

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Was ist ISO 27001 und welche Anforderungen stellt dieser Standard an KMU?

ISO 27001 ist ein international anerkannter Standard für Informationssicherheitsmanagementsysteme (ISMS). Er bildet einen umfassenden Rahmen für die Etablierung, Umsetzung, Aufrechterhaltung und fortlaufende Verbesserung eines ISMS in einer Organisation. 

Die Anforderungen der ISO 27001 umfassen die Implementierung von zahlreichen dokumentierten Prozessen und Richtlinien, um die Informationssicherheit zu steuern und zu kontrollieren. Diese generisch formulierten Anforderungen müssen für jede Organisation individuell angepasst werden, was für KMU oft einen erheblichen Aufwand bedeutet. 

Eine vollständige ISO 27001-konforme Dokumentation muss unter anderem folgende Elemente enthalten: 

Diese Dokumentationsanforderungen stellen für viele KMU eine große Hürde dar, da sie erhebliche Zeit- und Personalressourcen binden können. 

Welche Ressourcen müssen KMU für Risikobewertung und Sicherheitsmaßnahmen einplanen?

KMU müssen für die ISO 27001-Implementierung folgende Ressourcen einplanen: 

Die Risikobewertung nach ISO 27001 erfordert eine strukturierte Methodik zur Identifikation von Informationswerten (Assets), deren Schwachstellen, möglichen Bedrohungen und daraus resultierenden Risiken. Für jedes identifizierte Risiko müssen angemessene Maßnahmen zur Risikobehandlung festgelegt werden. 

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Was bedeuten die Audit- und Zertifizierungs-anforderungen für kleine Unternehmen?

ISO 27001 erfordert: 

Die internen Audits müssen durch geschultes Personal durchgeführt werden, das unabhängig von den zu auditierenden Bereichen ist. Dies kann in kleinen Unternehmen mit flachen Hierarchien eine Herausforderung darstellen. 

Die externe Zertifizierung erfolgt in mehreren Stufen und verursacht nicht nur einmalige, sondern auch laufende Kosten für Überwachungs- und Re-Zertifizierungsaudits. Die Kosten variieren je nach Größe des Unternehmens und Umfang des Geltungsbereichs. 

Was ist die DIN SPEC 27076 und welche Anforderungen stellt sie an KMU?

DIN SPEC 27076 ist eine deutsche Norm, die speziell für die Bedürfnisse und Möglichkeiten von Klein- und Kleinstunternehmen entwickelt wurde, insbesondere für Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern. Sie bietet einen leichter zugänglichen und kostengünstigeren Ansatz zur Verbesserung der IT-Sicherheit. 

Wie ist der vierstufige Beratungsprozess auf KMU zugeschnitten?

Der CyberRisikoCheck nach DIN SPEC 27076 umfasst vier klar definierte Schritte: 

Erstinformation des zu beratenden Unternehmens
Hier werden Ablauf, zeitlicher und personeller Aufwand, notwendige Personen (insbesondere die Geschäftsleitung), grobe Themenbereiche sowie Kosten erläutert.
Durchführung des Gesprächs zur Erhebung des IST-Zustandes
Ein IT-Dienstleister befragt das Unternehmen in einem ein- bis zweistündigen Interview zu seiner aktuellen IT-Sicherheitslage. Das Erstgespräch muss mindestens drei Stunden dauern und kann als Präsenztermin oder online durchgeführt werden. Teilnehmen müssen: 

• Die gesamte Geschäftsführung
• Die für IT- und Informationssicherheit zuständige Person
• Ggf. externe Dienstleister
Auswertung der Erhebungsdaten und Erstellung des Ergebnisberichts
Die Antworten werden gemäß den Vorgaben der Norm mit Punkten bewertet.
Präsentation des Ergebnisberichts und Hinweis auf umzusetzende Handlungsempfehlungen
Das Unternehmen erhält einen detaillierten Bericht mit dem IST-Zustand und nach Dringlichkeit geordneten Handlungsempfehlungen.

Dieser strukturierte Prozess ist bewusst schlank gehalten, um auch für kleinste Unternehmen praktikabel zu sein und einen schnellen Überblick über die wichtigsten Sicherheitsaspekte zu ermöglichen. 

Wie unterscheiden sich Komplexität und Aufwand der Anforderungen?

Ein zentraler Unterschied liegt in der Komplexität und dem Umfang der Standards. ISO 27001 ist ein umfassender und detaillierter internationaler Standard, der für KMU sehr komplex und aufwendig in der Implementierung sein kann. Die Anforderungen sind generisch formuliert und müssen für jede spezifische Organisation angepasst werden. 

DIN SPEC 27076 hingegen bietet einen schlankeren, speziell für KMU zugeschnittenen Ansatz mit einem klaren Fragenkatalog und einem standardisierten Beratungsprozess. Die Anforderungen sind konkret und praxisnah formuliert, sodass kleinere Unternehmen sie leichter umsetzen können. 

Der ISO 27001 Standard verlangt eine umfassende Dokumentation aller sicherheitsrelevanten Prozesse und Maßnahmen. Für KMU bedeutet dies einen erheblichen bürokratischen Aufwand, der oft als unverhältnismäßig empfunden wird. Die DIN SPEC 27076 fokussiert sich dagegen auf eine gezielte Bestandsaufnahme und priorisierte Maßnahmen ohne umfangreiche Dokumentationspflichten. 

Welche konkreten Anforderungen umfasst der Fragenkatalog für kleine Unternehmen?

Der CyberRisikoCheck umfasst 27 Anforderungen aus sechs zentralen Themenbereichen: 

  • Verantwortlichkeiten für IT-Sicherheit 
  • Regelmäßige Sensibilisierung der Mitarbeiter 
  • Verfahren zum Umgang mit Sicherheitsvorfällen 
  • Sichere Passwortverfahren 
  • Benutzerkonten mit minimalen Berechtigungen 
  • Regelungen für den Zugriff ehemaliger Mitarbeiter 
  • Regelmäßige Backups aller wichtigen Daten 
  • Überprüfung der Wiederherstellbarkeit 
  • Regelmäßige Updates aller Systeme 
  • Erfassung und Dokumentation aller IT-Komponenten 
  • Regelungen für Änderungen an der IT-Infrastruktur 
  • Einsatz von Antivirensoftware 
  • Regelungen zum Umgang mit E-Mail-Anhängen 
  • Schutz vor Phishing-Angriffen 
  • Sichere Konfiguration aller Geräte 
  • Schutz durch Firewalls 
  • Sichere Fernzugriffslösungen 

Die Anforderungen sind konkret und praxisnah formuliert, sodass sie auch für IT-Laien verständlich sind und einen guten Überblick über die wichtigsten Sicherheitsaspekte geben. 

Wie werden die Anforderungen im CyberRisikoCheck bewertet und priorisiert?

Die Bewertung erfolgt nach einem klaren Punktesystem: 

Diese Bewertungsmethodik ermöglicht eine klare Priorisierung der Maßnahmen und gibt dem Unternehmen einen unmittelbaren Eindruck von seinem aktuellen Sicherheitsniveau. Besonders wichtige Sicherheitsaspekte (TOP-Anforderungen) werden durch die negative Punktzahl bei Nichterfüllung besonders hervorgehoben. 

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Welche Unterschiede bestehen bei den benötigten Ressourcen zur Erfüllung?

Die Implementierung von ISO 27001 erfordert in der Regel erhebliche Ressourcen, Zeit und finanzielle Investitionen, insbesondere für: 

DIN SPEC 27076 ist hingegen als ressourcenschonender und kostengünstiger Einstieg konzipiert. Die benötigten Ressourcen beschränken sich auf: 

Während ISO 27001 oft die Schaffung dedizierter Positionen oder sogar Abteilungen für Informationssicherheit erfordert, kann die DIN SPEC 27076 mit den vorhandenen Ressourcen eines KMU umgesetzt werden. 

Wie unterscheiden sich die Anforderungen hinsichtlich ihrer Zielsetzung?

ISO 27001 zielt auf die vollständige Etablierung eines Informationssicherheits-Managementsystems mit dem potenziellen Ziel einer Zertifizierung. Die Anforderungen sind darauf ausgerichtet, ein umfassendes und nachhaltiges Sicherheitsniveau zu erreichen und kontinuierlich zu verbessern. 

DIN SPEC 27076 dient primär der Bewertung des aktuellen IT-Sicherheitsniveaus, der Sensibilisierung und der Ableitung erster, priorisierter Handlungsempfehlungen. Die Anforderungen zielen auf eine schnelle Verbesserung der wichtigsten Sicherheitsaspekte ab, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit. 

Das Ergebnis der ISO 27001 Implementierung ist ein vollwertiges ISMS, das potenziell zertifiziert werden kann. Dies kann für KMU wichtig sein, die mit größeren Unternehmen oder dem öffentlichen Sektor zusammenarbeiten, wo solche Zertifizierungen oft gefordert werden. 

Das Ergebnis des CyberRisikoChecks nach DIN SPEC 27076 ist ein Bericht mit einer Punktzahl und priorisierten Handlungsempfehlungen. Wichtig zu beachten: Der CyberRisikoCheck stellt keine IT-Sicherheitszertifizierung dar. 

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede zusammen: 

Aspekt
ISO 27001
DIN SPEC 27076
Zielgruppe
Alle Organisationsgrößen
Speziell für KMU (<50 Mitarbeiter)
Komplexität
Hoch, umfassend
Niedrig, fokussiert
Dokumentations-anforderungen
Umfangreich
Minimal
Ressourcenbedarf
Hoch
Niedrig bis mittel
Ergebnis
Vollständiges ISMS, mögliche Zertifizierung
Bewertungsbericht mit Handlungsempfehlungen
Kosten
Hoch (besonders bei Zertifizierung)
Moderat
Zeitaufwand
Mehrere Monate bis Jahre
Wenige Tage bis Wochen

Für welche KMU eignet sich die DIN SPEC 27076 besonders?

Für KMU, die erste Schritte im Bereich der Cyber-Sicherheit unternehmen möchten oder eine schnelle und kostengünstige Einschätzung ihres Sicherheitsniveaus benötigen, ist DIN SPEC 27076 oft die besser geeignete Wahl. Sie ermöglicht einen leichten Einstieg in die Thematik und hilft KMU, sich der Informationssicherheit Stück für Stück zu nähern. 

Die DIN SPEC 27076 eignet sich besonders für: 

Es wird empfohlen, den CyberRisikoCheck in regelmäßigen Abständen zu wiederholen, da sich IT-Sicherheitsrisiken und auch das Unternehmen stetig weiterentwickeln. 

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Für welche KMU ist ISO 27001 die bessere Wahl?

KMU mit höheren Sicherheitsanforderungen, etwa aufgrund sensibler Daten oder vertraglicher Verpflichtungen, können die DIN SPEC 27076 als praktische Grundlage und ersten Schritt nutzen, bevor gegebenenfalls eine umfassendere Implementierung nach ISO 27001 in Betracht gezogen wird. 

ISO 27001 ist besonders geeignet für: 

Kann ein stufenweiser Ansatz sinnvoll sein?

Ein pragmatischer Ansatz für viele KMU kann ein stufenweises Vorgehen sein: 

Dieser Ansatz ermöglicht es KMU, zunächst mit überschaubarem Aufwand ihre IT-Sicherheit zu verbessern und dann gezielt zu entscheiden, ob eine umfassendere Implementierung nach ISO 27001 sinnvoll ist. 

Die richtige Wahl für Ihr Unternehmen

Die Entscheidung zwischen ISO 27001 und DIN SPEC 27076 hängt stark von der Größe, den Ressourcen und den spezifischen Sicherheitsanforderungen eines KMU ab. Während ISO 27001 umfassende, aber ressourcenintensive Anforderungen stellt, bietet DIN SPEC 27076 einen pragmatischen Einstieg mit konkreten, auf KMU zugeschnittenen Anforderungen. 

Für die meisten kleinen und mittleren Unternehmen, die bisher wenig strukturierte Maßnahmen im Bereich Informationssicherheit ergriffen haben, stellt die DIN SPEC 27076 einen idealen Einstieg dar. Sie bietet einen schnellen Überblick über den aktuellen Stand der IT-Sicherheit und liefert konkrete, priorisierte Handlungsempfehlungen. 

Unternehmen, die eine internationale Anerkennung ihrer Informationssicherheitsmaßnahmen benötigen oder in Branchen mit hohen Sicherheitsanforderungen tätig sind, sollten hingegen eine ISO 27001-Implementierung in Betracht ziehen. 

Unabhängig von der Wahl des Standards gilt: Informationssicherheit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen erfordert. 

ISO 27001 oder DIN SPEC 27076? Antworten auf die wichtigsten Fragen

Ja, die DIN SPEC 27076 kann als Einstieg dienen und später durch ISO 27001 ergänzt werden. In der Praxis nutzen viele KMU den CyberRisikoCheck als ersten Schritt, um die grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen zu identifizieren und umzusetzen, bevor sie eine umfassendere ISO 27001-Implementierung starten. 

Die Kosten beschränken sich hauptsächlich auf die Beratungsleistung eines IT-Dienstleisters sowie die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen. Die Beratungskosten für einen CyberRisikoCheck liegen typischerweise im niedrigen vierstelligen Bereich, während die Kosten für die Umsetzung der Maßnahmen je nach identifizierten Schwachstellen variieren. 

Nein, der CyberRisikoCheck stellt explizit keine IT-Sicherheitszertifizierung dar. Es handelt sich um eine Bewertung des aktuellen Sicherheitsniveaus mit konkreten Handlungsempfehlungen, nicht um ein Zertifizierungsverfahren. 

Es wird empfohlen, den Check in regelmäßigen Abständen zu wiederholen, da sich IT-Sicherheitsrisiken stetig weiterentwickeln. Ein jährlicher Rhythmus ist für die meisten KMU angemessen, bei signifikanten Änderungen der IT-Infrastruktur oder nach Sicherheitsvorfällen sollte der Check jedoch früher wiederholt werden. 

Nein, ein KMU kann die Prinzipien von ISO 27001 auch ohne formale Zertifizierung umsetzen, verliert dann aber den Nachweisvorteil. Viele Unternehmen implementieren das ISMS nach ISO 27001 für ihre internen Zwecke und entscheiden sich erst später für eine Zertifizierung, wenn diese von Kunden oder Geschäftspartnern gefordert wird. 

Eine ISO 27001-Zertifizierung bietet mehrere Vorteile: 

  • Offizieller Nachweis der Einhaltung eines international anerkannten Standards 
  • Wettbewerbsvorteil bei Ausschreibungen und der Kundenakquise 
  • Umfassenderer Ansatz, der alle Aspekte der Informationssicherheit abdeckt 
  • Kontinuierliche Verbesserung durch den PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) 
  • Internationale Anerkennung, die besonders für exportorientierte Unternehmen relevant sein kann 

Für die Aufrechterhaltung eines ISO 27001-konformen ISMS werden kontinuierliche Ressourcen benötigt: 

  • Regelmäßige interne Audits (typischerweise jährlich) 
  • Management-Reviews 
  • Aktualisierung der Risikobewertungen 
  • Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter 
  • Überwachungsaudits durch die Zertifizierungsstelle (bei Zertifizierung) 

Die Aufrechterhaltung nach einem CyberRisikoCheck erfordert weniger formale Ressourcen: 

  • Regelmäßige Wiederholung des Checks (empfohlen: jährlich) 
  • Umsetzung der neu identifizierten Maßnahmen 
  • Überprüfung der Wirksamkeit bereits umgesetzter Maßnahmen 
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